Jahresbericht 2007

TNr. 36: Beschaffung einer Bodenrinne

Bodenrinne in der Scheune

Für einen Lehrstuhl der Technischen Universität München wurde ein Großgerät (Bodenrinne) für 1,5 Mio € hergestellt. Es war nur einen Tag für die technische Abnahme durch den TÜV in Betrieb. Seit 2003 ist die Anlage in einer Scheune eingelagert.

36.1 Ausgangslage


Im Jahr 1997 stimmte das damalige Staatsministerium für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst der Beschaffung einer neuen Bodenrinne für den Lehrstuhl für Landmaschinen bei der Technischen Universität München (TUM) zu. Bei einer Bodenrinne handelt es sich um ein gebäudegebundenes Großgerät für wissenschaftliche Bodenuntersuchungen. Die neue Anlage sollte breiter und länger als die vorhandene Bodenrinne sowie mit einer vollelektronischen Steuerung und einer hochauflösenden Messtechnik für Datenaufzeichnungen ausgerüstet sein.

Im Jahr 1998 wurde unter dem damaligen Lehrstuhlinhaber mit der Konstruktion begonnen; im Jahr 2003 war die Bodenrinne in einer Versuchshalle in Garching fertiggestellt worden. Die Herstellungskosten werden mit 1,5 Mio € beziffert.

Am 16.07.2003 wurde die Anlage wegen der Abnahme durch den TÜV für einen Tag in Betrieb genommen und bereits am nächsten Tag wieder stillgelegt.

Mit Ablauf des 30.09.2003 emeritierte der Lehrstuhlinhaber. Sein Lehrstuhl für Landmaschinen wurde umgewidmet und wird seither als Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik geführt. Der neue Ordinarius hatte wegen eines anderen Forschungsschwerpunkts keine Verwendung für die Bodenrinne. Er benötigte jedoch die Versuchshalle, in der das Gerät eingebaut war.

36.2 Umsetzung der Bodenrinne


Im Juli 2003 bekundete der Lehrstuhl für Agrarsystemtechnik in Weihenstephan Interesse an einer Nutzung des Geräts. Die Bodenrinne sollte gemeinsam mit der Fachhochschule Weihenstephan und der Landesanstalt für Landwirtschaft Freising-Weihenstephan verwendet werden. Die Anlage wurde daraufhin im Herbst 2003 in Garching abgebaut und nach Weihenstephan transportiert. Dort ist sie seither in einer Scheune eingelagert. Abbau und Transport verursachten Personal- und Sachkosten von 31.000 €. Das Gerät ist nach wie vor der TUM zuzuordnen. Um die Bodenrinne in Weihenstephan nutzen zu können, wären umfangreiche bauliche Maßnahmen erforderlich, deren Kosten 2003 auf 600.000 € geschätzt wurden. Wegen fehlender Mittel kam jedoch bisher keine Inbetriebnahme zustande. Nach Auskunft des Lehrstuhls für Agrarsystemtechnik im Mai 2006 würde die Bodenrinne bei einer erneuten Inbetriebnahme ca. zwei Wochen im Jahr genutzt.

Vorgespräche mit der Universität Hohenheim in Baden-Württemberg, die Bodenrinne zu übernehmen, führten bisher zu keinem Ergebnis.

36.3 Haltung des Staatsministeriums und der Technischen Universität München


Aus Sicht des Staatsministeriums lag das eigentliche Problem in der überlangen und so nicht vorhersehbaren Bauzeit begründet. Die unerfreuliche Verzögerung habe auf einer Verkettung unglücklicher Umstände beruht, wie der Überforderung der beauftragten Unternehmen durch die Komplexität der Anlage oder der fehlenden Software, die aus Kostengründen zu einem entscheidenden Anteil erst durch studentische Abschlussarbeiten habe entwickelt werden müssen. Die Verzögerung liege allenfalls zu einem untergeordneten Teil im Verantwortungsbereich der Hochschule.

Die im Jahr 2000 erstmals angestellten Überlegungen, die Fakultät für Maschinenwesen nicht wieder zu besetzen und den Lehrstuhl umzuwidmen, hätten der Profilschärfung der Fakultät gedient. Den Bau des Geräts zu diesem Zeitpunkt zu stoppen, wäre aber unwirtschaftlich gewesen. Im Jahr 1997 sei nicht absehbar gewesen, dass durch die Neuausrichtung des Lehrstuhls die Nutzung der Bodenrinne vereitelt werden würde. Dass das Gerät auch am neuen Standort Weihenstephan bisher nicht zum Einsatz gekommen sei, beruhe auf der längeren Vakanz des Lehrstuhls für Landtechnik. Seine Besetzung werde nach Abschluss eines nicht unkomplizierten Berufungsverfahrens nun zeitnah erfolgen. Das Staatsministerium gehe zuversichtlich davon aus, dass der neue Lehrstuhlinhaber die Bodenrinne nun endlich einer ihrem Zweck entsprechenden Nutzung zuführen werde. Würde dies wider Erwarten nicht der Fall sein, solle das Gerät ohne weitere Folgekosten an die Universität Hohenheim veräußert werden.

Bevor weitere Gespräche mit der Universität Hohenheim aufgenommen werden, möchte die TUM abwarten, wie sich der neue Lehrstuhlinhaber experimentell positionieren wird. Eine Nutzung der Bodenrinne, ggf. auch in gemeinsamen Forschungsvorhaben mit der Fachhochschule Weihenstephan und der Landesanstalt für Landwirtschaft, sei vorstellbar.

36.4 Schlussbemerkung des ORH


Die lange und bisher erfolglose Suche nach Möglichkeiten, die Bodenrinne überhaupt einer Nutzung zuzuführen, belegt, dass deren Bedarf und die technische Realisierbarkeit bei der Anschaffung nicht sorgfältig genug geprüft worden war. Insbesondere vor dem Hintergrund der Emeritierung des Lehrstuhlinhabers und der langen Dauer der Baumaßnahme hätte eine derart hohe Investition nicht getätigt werden dürfen.

Solange der Bedarf für die Nutzung der Bodenrinne nicht belegt ist, hält der ORH weitere Ausgaben nicht für gerechtfertigt.