Amtsleiterwechsel beim Staatlichen Rechnungsprüfungsamt Augsburg

Am 22.06.2017 verabschiedete der Präsident des Bayerischen Obersten Rechnungshofs, Christoph Hillenbrand, den Amtsleiter des Staatlichen Rechnungsprüfungsamts Augsburg, Leitenden Regierungsdirektor Josef Linse, in die Freistellungsphase der Altersteilzeit.

Anschließend übertrug er die Leitung des Rechnungsprüfungsamts Augsburg an Regierungsdirektor Siegfried Wiesenberger.

Ansprache von Präsident Christoph Hillenbrand am 22.06.2017 in Augsburg.

Es gilt das gesprochene Wort!

 Sehr geehrter Herr Linse,

sehr geehrte Frau Wiesenberger,

sehr geehrter Herr Wiesenberger,

sehr geehrte Damen und Herren,

Ihnen allen darf ich hier im RPrA Augsburg ein herzliches „Grüß Gott" sagen. Es freut mich, dass Sie meiner Einladung zur heutigen Veranstaltung gefolgt sind, trotz der hochsommerlichen Temperaturen.

Der Terminflut der vergangenen Wochen und Monate ist es geschuldet, dass wir erst heute den Leiter des Staatlichen Rechnungsprüfungsamts Augsburg, Herrn Linse, verabschieden können. Wie Sie alle wissen, ist er bereits seit Mitte April in der Freistellungsphase der Altersteilzeit und damit quasi im „Ruhestand auf Probe". Gleichzeitig begleiten wir Herrn Wiesenberger bei seinem Weg in seine neuen Aufgaben als Amtsleiter. Die ersten Schritte hier in Augsburg ist er ja bereits gegangen. Am Ersten dieses Monats hat er hier – versehen mit meinem Einführungsschreiben - seinen Dienst angetreten.

Nun pendelt er von München hierher in die Fuggerstadt, so wie ich es etwa 7 Jahre lang in die Gegenrichtung tat. Ihr Dienstort ist ja meine Heimatstadt: Hier ganz in der Nähe bin ich geboren und aufgewachsen. Im Gymnasium bei St. Anna habe ich 1976 mein Abitur gemacht. Anschließend habe ich an der damals noch jungen Universität Augsburg Rechtswissenschaften im sog. „einstufigen Modell" studiert. In Augsburg habe ich 1983 meinen beruflichen Weg in der Bundesfinanzverwaltung begonnen. Mit mir geben Ihnen heute Frau Vizepräsidentin und einige Kolleginnen und Kollegen des ORH sowie zahlreiche aktive und ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Rechnungsprüfungsämter die Ehre. Namentlich darf ich den ehemaligen Prüfungsgebiets- und Abteilungsleiter im ORH, Herrn Loos, und den ehemaligen Amtsleiter des RPrA Augsburg, Herrn Viola, nennen.

Sehr geehrter Herr Viola, vergangenen Montag sind Sie 91 Jahre alt geworden. Herzlichen Glückwunsch und alles Gute für die Zukunft!

Doch jetzt wieder zurück zum eigentlichen Anlass der Veranstaltung:

Werter Herr Linse,

wir dürfen Sie heute zum Abschluss Ihrer fast 46 Berufsjahre im Dienste des Freistaats Bayern offiziell verabschieden! Nach einer, wie ich meine, bemerkenswerten und sehr erfolgreichen Karriere.

Diesen Weg haben Sie im August 1971 im Alter von 17 Jahren beim Finanzamt Nördlingen als Steueranwärter begonnen. 1977 haben Sie eine gute Steuerinspektorenprüfung abgelegt.

In Ihrem Jahrgang gab es mehr als 500 Absolventen! Würden diese Ausbildungszahlen heute nur annähernd erreicht, könnte die Forderung der Rechnungsprüfung nach mehr Personal in der Steuerverwaltung (z.B. in der Betriebsprüfung) jedenfalls zügig umgesetzt werden. Sie sehen, der ORH lässt keine Gelegenheit verstreichen, um bei diesem politisch sensiblen Thema sein ceterum censeo anzumerken.

Von 1977 bis 1983 haben Sie sich beim damaligen Finanzamt München I als Betriebs- und Großbetriebsprüfer einen sehr guten Ruf erarbeitet.

Mit gerade einmal 29 Jahren ließen Sie sich zum ORH abwerben, was für so Junggediente damals die große Ausnahme war.

Im ORH waren Sie 25 Jahre lang als Prüfer für die Steuereinnahmen eingesetzt. Daneben engagierten Sie sich in den Jahren 1992 und 1993 zeitweise als sog. Aufbauhelfer beim Sächsischen Rechnungshof und unterstützten die Prüfung verschiedener sächsischer Finanzämter. Vielleicht ist Ihnen von damals die launige Randbemerkung des seinerzeitigen sächsischen Finanzministers Milbradt geläufig, der auf eine Empfehlung des damaligen LRH – wohl zur Kommunalförderung – notiert haben soll, man werde diese bei der nächsten Wiedervereinigung gerne berücksichtigen.

Ende der 90er Jahre wurden dann bei den RPrÄ im Zuge der damaligen Organisationsänderungen in Nürnberg und auch hier in Augsburg Teams für die Steuerprüfung aufgebaut. Es gehörte zunehmend zu Ihren Aufgaben, gemeinsame Prüfungen mit diesen Teams durchzuführen und zu koordinieren.

In Ihren 25 Prüferjahren im ORH haben Sie sich in der Rechnungsprüfung einen hervorragenden Ruf als „Steuerprüfer" erarbeitet.

Für Ihren beruflichen Weg war es nur konsequent, dass Sie sich 2008 einer neuen Herausforderung, nämlich einer Führungsaufgabe stellten. Auch dank Ihrer Beurteilungen mit Goldrand haben sich im damaligen Auswahlverfahren durchgesetzt. Mit Wirkung vom 1. November 2008 bestellte Sie mein Vorgänger Dr. Fischer-Heidlberger zum Amtsleiter des Staatl. Rechnungsprüfungsamts Augsburg.

„Führen heißt zusammenführen", ist eine von vielen Definitionen von Führungsaufgaben. Ihre wohl wichtigste Aufgabe als Amtsleiter und Führungskraft war eine „Zusammenführung der anderen Art", nämlich der Dienststellen Augsburg und München: Sie meisterten es, die von der der Staatsregierung bis zum 31.12.2014 verordnete Auflösung des Rechnungsprüfungsamts München zeitgerecht umzusetzen. Keine leichte Aufgabe, die Sie aber sozialverträglich und immer einvernehmlich mit den betroffenen Beschäftigten bewältigt haben.

Mit der allerletzten Personalie des früheren Münchner Amtes war ich noch Ende letzten Jahres befasst: eine längere Abordnung, Teil der Vereinbarung über eine Verwendung am Dienstort München, mündete erst jetzt in eine Versetzung.

Kürzlich haben wir uns ausführlich zum Ende Ihrer Dienstzeit zusammengesetzt. Daher weiß ich, dass Ihnen als Amtsleiter Ihre Beschäftigten immer am wichtigsten waren. Sie trugen aktiv zupackend Verantwortung für sie! Sie lebten Ihren Anspruch, für Ihre Beschäftigten da zu sein und sie in ihrer Arbeit und Entwicklung zu unterstützen und zu fördern.

Sie bestätigten mir auch: Ihre Ansprüche an sich selbst als Führungskraft nahmen Sie sehr ernst. Als Sätze sind bei mir hängen geblieben, dass Sie das zum Teil stark gefordert habe, insbesondere wenn Sie sich vor Ihre Mitarbeiter stellten.

Zum Teil habe Sie dies bis an die Grenze Ihrer Belastbarkeit geführt.

Ein weiterer, Ihnen wichtiger Punkt ist auch mir bedeutsam. Sie haben die Aufgaben der Amtsleiter vor und nach der Neuorganisation der Zusammenarbeit mit den Rechnungsprüfungsämtern vom Herbst 2014 ausgeübt. Sie haben nicht mit Ihrer Meinung hinter dem Berg gehalten, dass für Sie ganz persönlich Ihre Aufgaben als Amtsleiter seit der Neuorganisation, d.h. seit dem Wegfall der Aufgaben des früheren Prüfungsbereichsleiters, nicht mehr mit der Funktionsbewertung übereinstimmen. Es wäre aber ein Missverständnis, wenn man Sie deswegen als Generalkritiker der Reform in Anspruch nehmen wollte.

Es entspricht einem prägenden Wesenszug von Ihnen, ja es charakterisiert und zeichnet Sie zugleich aus, dass Sie neue Entwicklungen nicht einfach kritiklos hinnehmen.

Wie bekannt, werden wir in den kommenden Wochen die nächsten Schritte im Evaluationsprozess zur Neuausrichtung der Zusammenarbeit mit den Rechnungsprüfungsämtern gehen.

Bereits am 3. Juli wird ein Workshop mit den Amtsleitern der Rechnungsprüfungsämter und deren Stellvertretern sowie Mitgliedern des Kollegiums stattfinden. Dabei wird sicher auch die veränderte Rolle der Amtsleiter und deren Aufgaben zur Sprache kommen. Mir geht es dabei darum, in einem konstruktiven Prozess dort feinzujustieren, wo es notwendig ist.

Lieber Herr Linse,

vor ein paar Wochen haben Sie Ihren aktiven Dienst für den Freistaat Bayern beendet, bei dem Sie es sich nie einfach gemacht haben. Sie können stolz auf Ihren beruflichen Weg sein! Sie haben Ihre Talente zum richtigen Zeitpunkt richtig eingesetzt und viel erreicht.

Ein herzliches Dankeschön sage ich Ihnen persönlich aber auch namens des Freistaats Bayern für alles, was Sie für den Freistaat und da ganz besonders in der Rechnungsprüfung geleistet haben.

Wenn ich Ihnen heute vielleicht etwas raten darf, wäre das: Nehmen Sie die vielen positiven Erlebnisse und Erfahrungen aus Ihren fast 46 interessanten und abwechslungsreichen Berufsjahren mit. Das wird Sie immer wieder zufrieden machen.

Nutzen Sie Ihre freie Zeit und Ihre neuen Freiheiten. Bleiben Sie aktiv z.B. beim Radfahren. Pflegen Sie aber auch Ihre Kontakte zu Ihren Kolleginnen und Kollegen in der Rechnungsprüfung.

.... Übergabe eines Weingeschenkes und des Dankschreibens an Herrn Linse ....

 

Sehr geehrter Herr Wiesenberger,

Sie haben seit 1. Juni schon erste Eindrücke als Amtsleiter sammeln können. Hier stellen Sie sich einer neuen beruflichen Herausforderung:

Im Auswahlverfahren haben Sie sich gegenüber ebenfalls sehr gut qualifizierten Kollegen durchgesetzt. Glauben Sie mir: Entscheidungen wie diese Nachbesetzung in Augsburg sind nicht immer leicht zu treffen, weil immer auch Enttäuschungen damit verbunden sind!

In Ihrer neuen Funktion werden Sie neue Erfahrungen machen. Wohl auch die, dass es im Vergleich zum operativen Prüfungsgeschäft, das Sie bestens beherrschen, noch einmal etwas Anderes ist, als Amtsleiter gefordert zu sein und Verantwortung für ein Rechnungsprüfungsamt tragen zu müssen.

Die geforderte Führungsverantwortung, Führungsstärke und die neue Aufgabe als wichtiges Bindeglied zum ORH wird nicht nur für sonnige Tage im neuen Amt sorgen.

Allerdings ich bin davon überzeugt, dass Sie für die neuen Aufgaben gut gerüstet sind. Mit Ihren Erfahrungen werden Sie die Herausforderungen, die auf Sie zukommen, meistern.

Sie bringen 12 Jahre Berufserfahrung aus der Steuerverwaltung, u.a. als Konzern- und Größtbetriebsprüfer mit. Seit 24 Jahren sind Sie Prüfungsbeamter im ORH, kennen das Prüfungsgeschäft und wissen, worauf es ankommt. Ihre Zuarbeit für die Geschäftsstelle der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) rundet Ihren reichen Erfahrungsschatz ab.

Neues kommt ständig auf uns alle zu, jetzt im besonderen Maße auf Sie: Sehr schnell werden Sie in den gerade angesprochenen Evaluations- und in sonstige Veränderungsprozesse eingebunden werden. Sie sollen sich mit Ihrer Erfahrung in diese Prozesse und Diskussionen aktiv einbringen. Die Ergebnisse werden Sie in Ihrem Amt vertreten müssen. Das sind neue Herausforderungen, denen Sie gewachsen sein werden. Davon bin ich überzeugt. Sonst wären Sie nicht meine erste Wahl gewesen.

Für Ihre neue verantwortliche Tätigkeit als Amtsleiter des Staatl. Rechnungsprüfungsamts Augsburg wünsche ich Ihnen alles Gute und eine stets glückliche Hand bei allen Ihren Entscheidungen. Ich freue mich auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und will das mit der Gabe dieses guten fränkischen Tropfens unterstreichen.

.... Übergabe eines Weingeschenks an Herrn Wiesenberger ....

Ihnen, Frau Wiesenberger, danke ich, dass Sie die Entscheidung Ihres Ehemannes mittragen. Der längere Arbeitsweg wird die Präsenz Ihres Ehemanns zu Hause wohl etwas reduzieren.

Das eine oder andere wird sich ändern, aber auch gut einspielen, wovon ich überzeugt bin.

Auch Ihnen will ich Blumen dankend sprechen lassen.

... Übergabe eines Blumenstraußes an Frau Wiesenberger ....

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des RPrA Augsburg,

bitte unterstützen Sie Herrn Wiesenberger in seinen neuen Aufgaben und ermöglichen Sie ihm einen guten Start! Sicherlich ist es für Sie ein gewisser Einschnitt, der von Ihnen Flexibilität fordert und die eine oder andere Veränderung bedeutet. Tragen Sie Ihren Teil dazu bei, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen! Wenn das gelingt, wird die gute Arbeit in einem schlagkräftigen Team fortgesetzt werden können.

Ihnen allen: Danke für Ihr Kommen! Danke für Ihre Aufmerksamkeit!